Redundanzen in der Wandelbewegung sind unvermeidlich und immer wieder auch vorteilhaft

In einem bestimmten Kontext sind Redundanzen in der Wandelbewegung unvermeidlich und diese Redundanzen können auch Vorteile bringen.

> Instead of collaborating, people go off on their own projects that duplicate work and effort for pretty much no gain. It's not surprising: everyone wants to be a chief, no one wants to be an indian, so to speak.

https://social.stephanmaus.de/channel/ouroboros...

Die Formulierung oben bringt m.E. das Problem treffend auf den Punkt - viele Mitmenschen investieren viel Zeit und Energie für Aktivitäten, Tätigkeiten, die eigentlich auf die Erreichung von gleichen Zielen gerichtet sind. Abgesehen davon, dass die Haltung "everyone wants to be a chief, no one wants to be an indian" sehr menschlich (und vermutlich insbesondere männlich ist ;-) und quasi zu der Natur der Sache gehört, ich bin der Meinung, dass in einem bestimmten Umfang ist so eine Parallelität auch sinnvoll. Ich meine projekttechnisch könnte man derart parallele Abwicklung von Aktivitäten als eine Art try and error in der Projektorganisation sehen, wo man in einer Situation, wo ein Projektzweig ggf. in einer Sackgasse endet, ein anderer Zweig auch bereits weit fortgeschritten ist und kann weiterentwickelt werden ohne dass man erst warten muss, bis ein neues Projekt auf die Beine gestellt wird. Eine Diversifizierung, die längerfristig für mehr Sicherheit sorgen kann.

Man kann die "Verschwendung" von Ressourcen in parallelen Projekten auch philosophisch sehen - der Weg ist das Ziel, Hauptsache die Beteiligten haben Spaß daran :-). In vielen Communities ergibt sich derart Parallelität aus politischen Gründen. Man setzt ganz bewusst auf die Dezentralität und dann entstehen die Parallelitäten bei der Projektentwicklung quasi zwangsläufig.

Ich habe mir diese Tage zu diesem Thema im Kontext der Wandelbewegung Gedanken gemacht und habe so eine Zusammenfassung https://hub.freecommunication.org/cloud/nmoplus... erstellt. Ziel dieser kompakten Zusammenfassung ist, die Akteure der Wandelbewegung dazu zu animieren, sich über mögliche Synergiepotenziale Gedanken zu machen.

Anmerkung: mit dem Ausdruck WiR (water in the rock) ist ein Bild "Wassertropfen im Berg oder auch auch Wassertropfen oder Wassermassen auf dem Berg", die das Potenzial haben den Berg herunter zu fließen - unaufhaltsam, den Berg zu sprengen, wie das in ein Fels eingedrungene Wasser beim Einfrieren den Felsen sprengt - und letztendlich abzutragen, nach und nach, gemeint. Mit dem Berg meine ich in diesem Kontext das jetzige im Wandel befindende Gesellschaftssystem.

    1. 11 Comment
  • Markus Kollotzek (er)

    Hi Gustav, da stimme ich dir absolut zu. Ggf. ist es sinnvoll, mehrere Lösungswege gleichzeitig auszuprobieren.
    Wichtig ist der Austausch zwischen den Akteuren. Schlimm wäre es, wenn man nicht voneinander weiß. Darüber habe ich erst vorgestern was auf dem Z-Day erzählt :-)
    Mir gefällt auch das Bild von einem Vogelschwarm. So ein Schwarm funktioniert nur, wenn sich einzelne Vögel im Austausch mit anderen befinden - schauen wo die anderen gerade hinfliegen, einen eigenen Platz finden, sich ausrichten. Diesen Austausch müssen wir fördern, um den Schwarm zu unterstützen.
    Das WiR-Konzept beschreibt eigentlich ziemlich genau das, was ich mir auch wünsche :-) Und was hoffentlich in der nächsten Zeit Realität werden kann. Zum makers-Fest kommen nämlich ganz schön viele Projekt-MitarbeiterInnen, die Lust auf Kooperation haben.

  • Gustav Wall

    Es wäre vorteilhaft, wenn es Akteuren der Wandelbewegung gelingt nicht nur formell, auf dem Papier bzw. in einer PowerPoint gezeichneten Struktur, sondern auch gedanklich, aus dem ganzen Herzen und aus Überzeugung zu einem _gemeinesamen_ _Leitbild_ zu kommen. Zu einem Leitbild mit allen zu diesem Bild gehörenden sprachlichichen Wortschatz.

    Inhaltlich bin ich mit deinem Vergleich mit dem Schwarm einverstanden. Ich habe nur Sorgen, dass der Begriff Schwarm, Schwarmintelligenz in der öffentlichen Wahrnehmung verbraucht, evtl. sogar verbrannt ist. @Markus und @all Wie ist deine/ eure Wahrnehmung diesbezüglich?

  • Gustav Wall

    Fällt mir g'rade ein. Wenn man beim Schwarm-Bild bleibt - in der Tierwelt machen die Schwarm-Teilnehmer sich kein Kopf über ein gemeinsames Bild - und trotzdem erfüllt der Schwarm seine Funktion zum Wohle der Teilnehmer. Es hat sich halt mittels try and error ein Verhaltensmuster ausgebildet, das einzelne Telnehmer des Schwarms sich angeeignet haben, wovon sie alle gemeinsam profitieren und die das Phänomen "Schwarm" in's Leben gerufen haben.

  • Gustav Wall

    Ich finde es spannend auch methodische Herangehensweise von Leitbildern wie WiR-Network oder ein Schwarm zu hinterfragen. Und versuchen FRagen zu beantworten: Taugt so ein Leitbild wie WiR-Network oder Schwarm? In welchem Kontext ist das jeweilige Bild hilfreich? Welche praktische Schritte sind angesagt, wenn man einem oder anderem Leitbild folgt?

  • Markus Kollotzek (er)

    Vielleicht ist es irrelevant, wie die Bewegung benannt wird - also ob Netzwerk oder Schwarm. Möglicherweise ist es schon völlig ausreichend, die Sichtbarkeit untereinander zu erhöhen. Dann kann jeder Teil der Bewegung eine eigenen Bildausschnitt für sich finden und selbst entscheiden, was dieser Teil dann tut :-)

  • Gustav Wall

    > Vielleicht ist es irrelevant, wie die Bewegung benannt wird - also ob Netzwerk oder Schwarm.

    Ich kann mir vorstellen, dass man bei der Findung eines Weges zu einem gemeinsamen Tun hilfreich sein kann, diese These "Vielleicht ist es irrelevant, wie die Bewegung benannt wird" aufzustellen. Aus rein pragmatischen Gründen - damit erstmal die Diskussionsteilnehmer, die eigene Leitbild-Vorschläge eingebracht haben, zu besänftigen :-).

    Aber ein Leitbild und dazu gehörender sprachlichichen Wortschatz, dazu zaählt auch der Name der Bewegung sind mMn schon sehr wichtig, weil unter anderem kann dieser Name bei der ersten Erwähnung, bei der ersten Begegnung mit der Bewegung bewusste oder unbewusste Zu- oder Abneigung verursachen - mit weitreichenden Folgen.

  • Markus Kollotzek (er)

    Hierzu gibt es übrigens Neuigkeiten - und zwar hatte Roland Alton von fairkom beim m4h-Lab eine Initiative gestartet, um ein gemeinsames Label an den Start zu bringen. Soweit ich informiert bin, hat die Gruppe ein Label "fair move" ins Leben gerufen, was das Netzwerk / die Bewegung / den Schwarm bezeichnen soll. Die Dokumentation davon ist mir bislang noch nicht zugeflogen, aber ich bin mir sicher, es wird hier auf WECHANGE auch nochmal in der m4h-Gruppe kommuniziert

  • Gustav Wall

    Ich wünsche mir mehr Transparenz bei der Entwicklung von derart wichtigen Dingen. Es wäre wünschenswert, dass Fairkom, deren Zweck "konzeptuelle und praktische Bereitstellung von Kommunikations­medien" ( https://www.fairkom.eu/ziele ) ist, über solche Vorhaben, Ereignisse, wie Etablierung eines "fair move" Labels potenzielle Teilnehmer der Bewegung, Schwarms, Netzwerks einbezieht bspw. dadurch, dass man über die Aktivitäten in diese Richtung in den Medien zeitnah berichtet. Damit eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe von Anfang an gegeben ist.

  • Markus Kollotzek (er)

    Topp! Hab ich gerade mal in den Fairkom-Chat reingeschrieben und nachgefragt, wer eigentlich darüber entschieden hat. Wäre ja wichtig, dass das Label von möglichst vielen Menschen getragen wird und nicht im Einzelgang ausgewählt wird. Ansonsten wird es dem Anspruch nicht gerecht, allen AkteurInnen des Wandels gerecht zu werden

  • Gustav Wall

    Also meine persönliche Meinung ist, dass ein Label mit dem fair-Prädikat für die gesamte Bewegung, Schwarms, Netzwerk (BSN) allein deswegen nicht in Frage kommt, weil "fair" nun mal das Markenzeichen eines der BSN-Teilnehmer ist. Ich bin der Meinung, dass darauf zu achten ist, dass ein Label in dieser Hinsicht neutral ist.