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Nordpark Festival 2021 oder warum es einen runden Tisch braucht



Das Nordpark Festival war eine Kooperation verschiedener Akteur:innen, die sich im Rahmen  der Kulturinitiative am Main kennengelernt haben. 

Es ging dabei um Angebote und kulturelle Bespielung im öffentlichem Raum. Der Stadt ging es um Prävention in viel besuchten Parks, Dezentralisierung des Nachtlebens, uns ging es darüberhinaus um die Ausweisung von Flächen, die von der Kulturszene und der Jugend bespielt werden dürfen und vereinfachte Genehmigungsverfahren.  Aber es kam zu keinem Termin, kein Amt fühlte sich wirklich zuständig.

Ende Juni wurden Fördergelder für Ferienprogramm in den Sommerferien bereit gestellt .
Sie konnten aber nur als Verein und in Kooperation mit einem städtischen bzw nach §75 anerkannten Träger der Jugendhilfe  beantragt werden. 
So kam es zur Kooperation unseres Vereins Playground e.V. und der Kulturinitiative am Main mit  dem Jugendhaus am Bügel in Niedereschbach/Bonames. 
Die Einrichtungen hatte den Zugriff auf die  öffentliche Gelder, aber kein Personal bzw Konzepte für die Durchführung von zusätzlichem Ferienprogramm. 

Wir hatten Ideen, Arbeitskraft und die Motivation nach über einem Jahr Coronakrise und Arbeitslosigkeit endlich wieder loszulegen. Hinaus ins Freie und an den Stadtrand, wo sich keine Anwohner beschweren.
Der Sommer war die große Hoffnung der Kultur- und Musikszene auf Wiederauferstehung, Konzerte und Veranstaltungen im Freien durchzuführen, um nach dem langen Arbeitsverbot wieder auf die Beine zu kommen. Der Nordpark erschien dafür geeignet. Raus aus der Enge der Stadt.Kultur in der Natur.

Ein Musikfestival mit Familienprogramm und eine Woche Ferienangebot im Außengelände vom Jugendhaus am Bügel wurden zu einem Päckchen geschnürt und als Antrag losgeschickt. Die Bewilligung vom Jugend und Sozialamt ging erstaunlich schnell.

Nun ging es darum schnell die benötigten Genehmigungen zu bekommen. Das Ordnungsamt ( Service Center Veranstaltungen Nord) machte seine Genehmigung von der Genehmigung für die Nutzung des Geländes / Eigentümer abhängig. Der Mitarbeiter vom Veranstaltungscenter Nord verwies auf die Zuständigkeit des Grünflächenamts. Dort wurde der Antrag für die Nutzung des Geländes gestellt, 
mit einem Googlemaps Bild, das den Ort kennzeichnete. 
Das Grünflächenamt teilte mit, für die Sportflächen seien nicht sie, sondern das Sportamt zuständig. Also wurde das Sportamt angeschrieben, welches unter der Auflage den Fußballrasen nicht zu beschädigen, die Flächen genehmigte. 
Mit der Genehmigungen für die Nutzung der Flächen vom Sportamt, wurde vom Ordnungsamt daraufhin die Beschallungserlaubnis erteilt. 

Nun ging es an die Arbeit: 
Wir opferten unsere Ferien, um ein Projekt zu realisieren, das Kultur im Freien, außerhalb der Stadt im grünen Frankfurter Norden möglich macht. 

Wir hatten für ein CD Release Festival mit den Slags im Winter einen Zuschuss vom Kulturamt bekommen. Der Termin wurde aber vom Bett Club u.a. wegen Corona zweimal verschoben. 
Wir stellten den Antrag, dass die Gelder für ein Open Air  Veranstaltung benutzt werden durften. Sinn und Zweck des Zuschuss war, dass die Gelder lokalen Bands und KünstlerInnen zu Gute kommen sollte. Der Antrag auf Umnutzung der Fördergelder wurde genehmigt,  so dass allen Bands  Gagen gezahlt werden konnten. 
Musik Booking übernahmen Nana vom Elfer Club und Suse von slagoffice-frankfurt.
Es war nicht einfach, kurzfristig Bands zu finden, die überhaupt spielen konnten, Bands, die Corona überlebt hatten, an dem Wochenende nicht im Urlaub oder mit anderen Gigs verplant waren. 

Für Sonntag holten wir neben unserem Jonglage und Musik Spielstand, das Spielmobil und die Frisbee Gruppe vom Wohnprojekt am Frankfurter Berg mit ins Boot. In der Gemeinschaftsküche von Prowokulta am Frankfurter Berg wurde für die Crew gekocht. Der Koch Jonas ( Ex Horst) machte gute Frankfurter Küche mit Handkäs, Musik und Grüner Soße. Als Zusatzangebot gab es einen Foodtruck mit afghanischer Küche. No Water Toilettes wurden bestellt. Eine Lichtshow mit Projektoren aus dem Koblenzer Raum gebucht.

Doch dann brauten sich dunkle Wolken über unserem Festivalaktivismus Himmel zusammen.
Am Mittwoch vor dem Festival meldete sich telefonisch ein Mann vom Umweltamt, der mit uns prinzipiell sympathisierte,  Fragen und Bedenken zum Festival formulierte und vor Gegenwind  warnte.  Wir konnten unser Konzept gut erklären, Bedenken wurden aus dem Weg geräumt. 
Die „Lauschigen Plätze“ in der Festivalankündigung wurden gelöscht, um potentiellen Wildcamping vorzubeugen. 
An dem gleichen Tag gab es auch einen merkwürdigen Anruf bei Svenja im Jugendhaus: eine Frau, die  Fragen zur Veranstaltung hatte, aber ihren Namen nicht sagen wollte.

Donnerstag vormittag meldete sich dann die Untere Naturschutz Behörde, mit denen wir die Jahre zuvor wegen Veranstaltungen im Permakultur Garten Schwanheim  bereits Probleme hatten.
Sie sagten, sie wären auch in diesem Fall wieder zuständig und sie könnten die Veranstaltung nicht genehmigen. 
Hintergrund: Die vor Ort aktiven Landschaftslotsen, der Landwirt, der die angrenzenden Wiesen gepachtet hat, und einige Bonameser Bürger waren durch einen Zeitungsbericht und unsere Festival Ankündigung auf der Homepage besorgt.
Das auf Bundeseben geförderte und einzigartige Projekt „Stadt wagt Wildnis“ schien durch unser Festival im Nordpark gefährdet, das zwar für die Sportflächen und Beschallung (Dezibel Vorgaben) genehmigt worden war, aber nicht von der unteren Naturschutzbehörde, die anscheinend für den hinteren Teil des Parks zuständig ist. 
Dass es für die am Sportplatz angrenzenden Wild und Wald Flächen noch deren zusätzliche Genehmigung gebraucht hätte, hatten uns die anderen Ämter nicht kommuniziert. 
Und weil die Flächen als Park und Grüngürtel Zone 1- nicht Grüngürtel 2 wie der alte Flugplatz -  auf der Karte der unteren Naturschutzbehörde im Internet vermerkt ist, gingen wir als VeranstalterInnen davon aus, dass es somit alles seine Richtigkeit hätte. Doch falsch gedacht.

Die Durchführung unserer Kulturveranstaltung und unsere ganze Arbeit stand, damit nun auf der Kippe. Was für ein Schreck und zusätzlicher Streß!
Ich telefonierte mit unserem Anwalt, dann fuhren wir zum Umweltamt in Bockenheim. In einem zweistündigen Meeting mit Herrm Rothenburger wurde vergangeneEvents in Schwanheim, die lauschige Plätzchen und unser Veranstaltungskonzept diskutiert. 
Schließlich wurde keine Genehmigung, aber zumindest eine Duldung unter Auflagen erwirkt. Dazu gehörten Toiletten, das Aufstelllen von Schildern (Bienenwiese, Parkverbot, Nicht betreten usw) und Parkplatz Infostand mit Ordner an der Homburger Allee.

Ab Samstag morgen wurde aufgebaut, Generatoren und Technik geholt, Bühne Deko und Schattenschutz gespannt. Zusätzlicher Strom für Catering war ein Problem, der nur teilweise gelöst werden konnte.

Die in stundenlanger Arbeit gemalten Schilder (Parkverbot , Bienenwiese...) wurden aufgestellt,  mit Bändern die Homburger Landstraße und die Wiese zum Bauern abgesperrt, der angefangen hatte zu mähen. Wir fragten uns, ob er in Panik war oder extra Anreize zum Betreten schaffen wollte.

Die Toiletten kamen erst nachmittags, weil ich Nowato wegen dem Ämterstreß auf Wartescheife gesetzt hatten und sie in der Zeit einen anderen Auftrag angenommen hatten. 
Sonnensegel, FOH Aufbau und Soundcheck wurden verzögert, weil sie ja eigentlich auf den Basketballplatz stehen sollten. Wir brachten sie schließlich am Rande des Fußball Platz unter.

Um 16 Uhr konnte es dann ENDLICH  losgehen, unser bunt gemischtes Festival Musik Programm mit Vanja Dingeldein, Uncle Maze, Deceiver, Gastone, Cyber Mountain Chill
Reverend Schulzz, PLEIL The Slags, Candyjane und Hip-Hop Acts vonTruzt9, Dübel Brüder, Poly One, Rocca Fe77a 

Endlich wieder Live Musik, umsonst & draußen, der alte aufgegebene Basketballplatz füllte sich mit BesucherInnen, der Nordpark erwacht zum Leben. 
Bunte Grossbild-Illumination verwandelten den Ort in eine zauberhafte, kleine Oase mitten in der Natur.
Sonntags gab es zusätzlich auf dem Fußball Platz das Spielmobil, Angebote vom Jugendhaus und Playground und den Herrn Bauch, ein Clown für Groß und Klein, höchst amüsant ;-)

Das Festival stieß bei den BesucherInnenauf positives Feedback. Die Polizei, Herr Rothenburger und ein Mensch vom Grünflächen Amt (dessen Namen verloren) und die Landschaftslotsen kamen vorbei und konnten sich vor Ort ein Bild von der Veranstaltung machen. Wir standen  als AnsprechparrtnerInnen für die Landschaftslotsen  zur Verfügung.
Die Presse begleitete das Event mit Wohlwollen und Sympathie, sowohl im Vorfeld als auch vor Ort. 

Im Nachhinein muss man auch sagen, wir hatten einfach Glück ....
Glück, Kooperationspartner zu finden, Glück, Zuschüsse zu bekommen, Glück bei der Naturschutzbehörde, Glück, dass die Inzidenzen niedrig waren, Glück, dass nicht zu wenig und nicht zu viele Leute kamen UND vorallem Glück mit dem sonnigen Wetter in einem verregneten Sommer. 

Und der Nordpark hatte das Glück als Ort in Frankfurt wahrgenommen zu werden.
Unser Festival war ein Erfolg und wir haben der Stadt gezeigt, dass es besser ist, Grünflächen und Parks Veranstaltern und Vereinen zur temporären Nutzung zu übergeben, als sie unbeaufsichtigt von Grill-und Feiervolk vermüllen zu lassen.  Die Natur hat durch uns jedenfalls keinen Schaden erlitten.

Pech hatten allerdings die Bienen an der Homburger. Am Tag nachdem wir unsere Schilder abmontiert hatten, wurden die Wiesen abgemäht.

Wir wünschen uns  einen runden Tisch mit dem Ortsbeirat und mit allen beteiligten Ämtern.
Womit wir wieder beim Anfang der Geschichte wären.


Bericht von Conni Maly

Musikerin,  Playground e.V. 
Kulturinitiative am Main
www.conni-maly.info