Trebor Scholz – „Wovon sollen Open-Source-ProgrammiererInnen eigentlich leben?“

In den 2000er-Jahren haben viele Menschen Hoffnungen in eine Sharing-Ökonomie gelegt. Mittlerweile gehören die meistgenutzten Plattformen allerdings kapitalistischen Unternehmen. Was es nun braucht: funktionierende alternative Geschäftmodelle. Trebor Scholz stellt mit „Platform Coops“ so ein mögliches Modell vor, das den IT-Giganten in naher Zukunft vielleicht die Stirn bieten könnte. Ein weiterer Grund – mit dieser Form des Wirtschaftens werden gleichzeitig faire und demokratische Arbeitsverhältnisse gesichert.

https://greennetproject.org/2019/03/26/trebor-s...

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    1. 8 Comment
  • Christian Schorsch

    Sharing-Ökonomie und die Commons in einen Topf zu werfen ist nicht ganz unproblematisch und führt letztlich in die Irre!
    Bei beiden Modellen gibt es Menschen, die sich um die Pflege und den Erhalt kümmern und zum anderen Menschen, die nutzen. (Diese beiden Gruppen können sich dabei auch überschneiden oder gar identisch sein.) Die Gruppe der Nutzer könnte man nun bei beiden Modell womöglich tatsächlich in einen Topf werfen, denn man nutzt das Gut oder die Ressource gemeinsam, was im Hinblick auf Nachhaltigkeit zumeist positive Effekte hat. Die Gruppe der Pflegenden jedoch unterscheidet sich in beiden Fällen signifikant! Die Sharing-Ökonomie ist ein Business mit dem Ziel des finanziellen Gewinns. Zu diesem Zweck wird das bestehenden Eigentum an der Sache hier genutzt, sich von den Nutzern entlohnen zu lassen. Ebenfalls unterschiedlich stellt sich die Produktionsweise dar bzw. die Art und Weise der Herstellung und Pflege. Während im Businessmodell der Eigentümer Angestellte hat, die das Angebot entsprechend der Entscheidungen von oben gestalten, gibt es in echten Commonsprojekten keine Hierarchien, weil das Eigentum an der Sache mindestens in den Hintergrund rückt oder gar ganz entfällt. Die Absicht der pflegenden Commoner ist nicht die Gewinnerzielung, sondern die Bereitstellung einer aus ihrer Sicht nützlichen Ressource!
    „Dieser Ansatz hat allerdings Grenzen. Bislang ist es Menschen kaum möglich, mithilfe von Commons ihren Lebensunterhalt zu bestreiten.“ Hier zeigt sich wiederholt, dass Scholz das Prinzip des Commoning noch nicht ganz verinnerlicht hat, denn es dient nicht dazu, finanzielle Erträge zu generieren oder „wirtschaftlich“ im ökonomischen Sinne zu sein. Der Input von Commoning-Projekten kann zwar durchaus auch monetär sein, wie zum Beispiel bei der Solidarischen Landwirtschaft, der Output ist es jedoch nicht, denn das Gehalt des Bauern ist lediglich der austarierte Beitrag aller anderen, den der Bauer/Hof braucht, um den erwünschten Nutzen zu generieren! Der Output des Projektes ist ein unmittelbarer Nutzen, in diesem Falle Lebensmittel. Hier wird nun also kein Geld mehr erwirtschaftet, sondern es lediglich noch als ein Mittel von vielen zur Ermöglichung genutzt.
    „Es wird definitiv eine große Herausforderung sein, Geschäftsmodelle zu entwickeln, die auf Commons aufbauen und zu den Commons beitragen.“ Genau, weil sich die beiden Dinge widersprechen! Der Output von Commonsprojekten könnte jedoch verwendet werden, um damit unmittelbar andere Commonsprojekte zu unterstützen, um diese damit zunehmend von der Abhängigkeit von monetären Beiträgen zu befreien!
    „Mit Genossenschaften hat man mehrere Vorteile“ Das stimmt! Dennoch verbleiben diese weitgehend in der Exklusionslogik des Eigentums, weil es ein Innen und ein Außen gibt. Genossen, die dabei sind und mitbestimmen/-gestalten können und die anderen.

  • iris

    Ich kann Christian nur zustimmen. Aber vermutlich werden wir - bis auf Weiteres - beides brauchen: sharing-Ökonomie und Commons. Fragend gehen mit beiden anfangen und immer wieder schauen, was sich wie machen lässt. Einerseits brauchen wir große Schritte (von Eigentum lösen, aus der Geld-/Tauschlogik herauskommen, ….) andererseits müssen die Schritte so sein, dass wir genügend Menschen mitnehmen können. Eine große Herausforderung!

  • Peter Hartmann

    zur aufhellung..und verdammt, lernt euch frei zu machen von den ganzen gegensätzen...denkt gottverdammt integral und ganzheitlich...macht euch frei im kopf...danke....Politische Positionen Genossenschaften 4.0

    Politische Positionen Genossenschaften 4.0

    Politische Positionen Genossenschaften 4.0
    https://docs.google.com/document/d/1si4gHkbDXig...

  • Felix Wolfsteller

    Nur mal so ne Frage: Habt ihr schonmal an Open Source Projekten mitgearbeitet? Gab es dort Hierarchien? Was war die Aufgabe und Alltag der "Pflegenden"?

  • Markus Kollotzek (er)

    Cool, interessanter Input. Danke dafür! Ich habe noch nie an einem Open-Source-Projekt mitgearbeitet, kann daher kein Know-How dazu einstreuen :-)

  • Timo Martin

    Kling Ja ganz spannend das mit der Genossenschaft 4.0, allerdings auch sehr verkrapft. Ich glaube was es braucht ist die Etablierung einer neuen Gesellschaftsform. Ein Kollektiv 1.0, dann sind wir Kollege und Kollegin ;-)