Einweihung des neuen 600-Tausend-Euro-Parkplatzes - wieder mal ohne die Bürgerinnen und Bürger

Über die Einweihung des neuen Parkplatzes auf dem ehemaligen Turnerplatz berichtete die MAZ am 30.12.2022. Die Feierlichkeit fand offenbar im kleinsten Kreis statt. (Wie üblich eine Runde, die fast ausschließlich aus Herren bestand, s. Foto...) Hierzu haben wir der MAZ am Abend des 3.1.2023 einen Leserbrief übersandt.

Leserbrief zu Ihrem Artikel
„Himmelpfort: Pünktlich zum Jahresende – im Dorfzentrum ist nun alles schick“ vom 30.12.2022

Ein Parkplatz mit Lagerhalle macht einen historischen Ortskern „schick“? Man staunt.

Sehr treffend formulieren Sie, dass das Projekt 616.000 Euro „verschlungen“ habe. Pro Himmelpforter Kopf sind das rund 1.400 Euro – vom Baby bis zur Greisin. Das ist rund ein Viertel mehr als die Kosten des berüchtigten BER pro Berliner und Brandenburger. Und dreimal soviel wie bei der legendär teuren Hamburger Elbphilharmonie (siehe Grafik in der Anlage).

Himmelpfort hat für diese astronomische Summe kein schickes Bürgerhaus, keinen Aussichtsturm und keine elegante Seebrücke bekommen, sondern: einen Parkplatz. Und eine simple, fensterlose Halle mit Blechdach für weit über 200.000 Euro. Das ist pro Quadratmeter ein Preis fast wie für den Neubau eines Einfamilienhauses (siehe Grafik in der Anlage).

Fürstenberg ist nun sehr knapp bei Kasse. 2024 steht die 725-Jahr-Feier in Himmelpfort an. Insgesamt 3.000 €, so hört man hinter vorgehaltener Hand, wird die Stadt vielleicht für das große Dorfjubiläum aufbringen.

Dass Himmelpfort keine weiteren ganzjährigen Parkplätze brauchte, war keineswegs nur die „Meinung der Initiative“, wie Sie schreiben. Es war das klare Ergebnis eines von der Stadt selbst bestellten Gutachtens: An den vier Adventswochenenden braucht Himmelpfort eine dreistellige Anzahl von Parkplätzen. Sonst nicht. Wenig überraschend, dass auch auf dem neuen Dorf-Parkplatz bislang meist kein einziger Wagen steht. In Zeiten, in denen viele Kommunen ihre reguläre Straßenbeleuchtung um 23 Uhr ausschalten, wird in Himmelpfort ein leerer, rund 300.000 € teurer kleiner Parkplatz nachts schick beleuchtet.

Das alles ist ärgerlich und eine schwere Hypothek für das Dorf. Richtig schlimm ist aber etwas anderes: Bis Sommer 2021 wurde das Projekt ausschließlich hinter verschlossenen Türen besprochen. Ein krasser Rechtsbruch. Erst durch den Protest der Bürgerinitiative wurde im November 2021 eine öffentliche Beschlussfassung der Stadtverordneten erzwungen. Eine Dorfversammlung, wie sie mit mehr als 200 Himmelpforter Unterschriften gefordert wurde, mochte die Stadt dagegen nicht durchführen. Das Projekt wurde also keineswegs „bereits zwei Jahre [vor 2021] vorgestellt und danach mehrfach diskutiert“, wie Ortsvorsteher und Bürgermeister behaupten – was für eine groteske Verdrehung der Tatsachen! Weder der Ortsbeirat noch die Stadt hatten die Traute, einen echten öffentlichen Dialog über dieses Großprojekt zu führen.

Bei einem Projekt, das ohne erkennbaren Grund so lange geheim gehalten wurde, ist es wohl folgerichtig: Auch die „feierliche Übergabe“ wurde im kleinsten Kreis abgehalten, statt mit den Bürgerinnen und Bürgern darauf anzustoßen. Meinten die Gastgeber, dass die Himmelpforterinnen und Himmelpforter keinen Grund zum Feiern haben? Schon vor Beginn der Arbeiten war die Furcht vor Bürgerprotesten offenbar groß: So viele Polizeipatrouillen hat man in Himmelpfort noch nie gesehen.

Das Kapitel ist nun abgeschlossen. Klug ist, wer die richtigen Lehren daraus zieht.

Für das neue Jahr wünschen wir den Lokalpolitikern in Himmelpfort und Fürstenberg in diesem Sinne frischen Mut, den Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern zu wagen. Und zwar auch mit denen, die anderer Ansicht sind als sie selbst. Sie werden überrascht sein, was sich mit mehr Offenheit und Aufrichtigkeit erreichen lässt – und zwar gemeinsam.


Ein Foto davon, wie die öffentlichen Flächen neben der neuen Anlage aussehen, findet sich im Bildmaterial in der Anlage. Am Zustand der teilweise gefährlich maroden Gehwege wird sich also wohl bis auf Weiteres nichts ändern.

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