Schreiben an Rundfunkräte: Änderung der Programmausrichtung angesichts Klimakatastrophen

anbei wichtige, meiner Ansicht nach sehr unterstützungswerte Aktion aus dem Klimabewegungsnetzwerkverteiler, lg, Carla

Organisationen und Initiativen, die es unterstützen möchten, werden
gebeten, das Christfried Lenz an Kein-Co2-Endlager-Altmark.lenz@gmx.de
mitzuteilen - BITTE MIT LOGO!

"Liebe MitstreiterInnen,

das nachstehende (und angehängte) offene Schreiben an die für WDR und SWR zuständigen Rundfunkräte wurde gestern vom Runden Tisch Erneuerbare Energien (RTEE, http://www.energiewende-2030.de/ ) stark befürwortet. Mit möglichst vielen unterzeichnenden Organisationen und Initiativen sollte es an die beiden Rundfunkräte und an die Öffentlichkeit gehen, wo immer wir diese erreichen können.

Organisationen und Initiativen, die es unterstützen möchten, werden gebeten, mir das mitzuteilen - bitte mit Logo!

Besten Dank und ebensolche Wünsche für ein angenehmes Wochenende,
Christfried

Hier das Schreiben:

An die für WDR und SWR zuständigen Rundfunkräte

Notwendige Änderung der Programmausrichtung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks

  • insbesondere angesichts zunehmend katastrophaler Auswirkungen der Klimaerwärmung

Sehr geehrte Damen und Herren,

Ihr Sendegebiet ist von den jüngsten klimawandelbedingten, in Deutschland beispiellosen Flutkatastrophen betroffen. Wir gehen davon aus, dass Sie dadurch sensibilisiert und bereit sind, grundsätzliche Änderungen der Programmausrichtung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, die der sich rapide und dramatisch zuspitzenden Klimasituation Rechnung tragen, einzuleiten.

Seit vielen Jahren gibt es kritische Stimmen, die dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk vorwerfen, den Klimawandel zu verharmlosen und die Bedeutung der erneuerbaren Energien herunterzuspielen. Über klimabedingte Katastrophen – bis vor Kurzem fernab von Deutschland – wurde zwar berichtet, die sich daraus ergebende Konsequenz, dass die Energiewende extrem beschleunigt werden muss, wurde jedoch nicht gezogen. Insbesondere wurde versäumt, über die Interessenlage aufzuklären, wonach die mächtigen fossil-atomaren Energiekonzerne ihr Geschäftsmodell so lang wie irgend möglich weiterführen wollen und daher – gemeinsam mit den dominierenden Kräften in der Politik – für ein Strommarktdesign gesorgt haben, das den erneuerbaren Energien Hürden und Hemmnisse in den Weg stellt. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk hat die Bevölkerung nicht darauf hingewiesen, dass sie selbst aktiv werden muss, um ihr Interesse an einer erträglichen Klimazukunft den Geschäftsinteressen der erwähnten Konzerne entgegen zu setzen. Stattdessen wurden durch die Programmgestaltung Ruhe und Lethargie verbreitet. Für die eingetretenen und zu erwartenden klimabedingten Schäden ist der öffentlich-rechtliche Rundfunk daher mit verantwortlich.

In seiner aufrüttelnden Geschichte des (fehlenden) Klimaschutzes „Kurs Klima-Kollaps – das große Versagen der Politik" bringt David Goeßmann die Rolle der Medien und insbesondere des von der Bevölkerung finanzierten öffentlich-rechtlichen Rundfunks auf den Begriff „Tauchstation". - „Was ist mit den öffentlich-rechtlichen Sendern, die finanziert werden von den Gebühren der Bürger, nicht vom Bundesverband der deutschen Industrie (BDI)? ... Warum schlug niemand Alarm?" (S. 17f) Und S. 147: „Auch Talkshows und Presseclubs in den öffentlich-rechtlichen Sendern gingen an dem Thema stumm vorbei. Man stelle sich vor, die Medien hätten in der Coronakrise ähnlich reagiert und sich Augen, Ohren sowie Mund förmlich zugehalten."

Die jüngste und öffentlich breit wahrgenommene Kritikaktion wurde von der Initiative „Klima vor acht" organisiert. Sie forderte, an die Stelle von „Börse vor acht", „Wissen vor acht" und „Wetter vor acht" das ungleich wichtigere Thema „Klima" zu setzen.

Die Argumente, mit denen das abgelehnt wurde, sind aufschlussreich. Sie demonstrieren, dass bei den oberen Programmgestaltern ein Problembewusstsein entweder auch nicht ansatzweise vorhanden ist, oder bewusst verdrängt wird.

Nach ZDF-Intendant Thomas Bellut ist Klima zwar ein wichtiges Thema, es gebe aber auch andere. „Wer bestimmt denn, was wichtig ist?" https://www.welt.de/vermischtes/article23155860...

Christoph Schmidt, geschäftsführender Redakteur für das ARD-Vorabendprogramm: „Auch wenn Klimaschutz vielleicht ein hehres und richtiges Ziel ist: Es ist trotzdem erstmal eine parteiische Interessengruppe, und wenn jede Interessengruppe sagt: ‚Ich mache mal meinen Piloten und mache meinen Beitrag so, wie ich ihn mache', und wir räumen dann Sendeplätze dafür frei, damit habe ich als unabhängiger Journalist ein großes Problem." https://www.deutschlandfunk.de/primetime-fuer-d...

Für ihn ist also Klimaschutz nur „vielleicht" ein „richtiges Ziel", und allemal sind diejenigen, die dafür eintreten, für ihn nichts weiter als eine „parteiische Interessengruppe", die gegenüber den vielen anderen Interessengruppen keinesfalls bevorzugt werden darf.

Sehr geehrte Damen und Herren in den Rundfunkräten, mit dem Klimawandel kommt die Frage „Sein oder Nichtsein" der menschlichen Zivilisation und vielleicht des höheren Lebens auf dem Planeten überhaupt auf uns zu. Wir fragen uns, ob die zitierten Äußerungen der führenden Meinungsmacher der Republik auf Ignoranz beruhen oder andere Wurzeln haben.

Wir gehen davon aus, dass Sie – jedenfalls nach dem Menetekel vom 14.07.2021 – die oben zitierte Sichtweise nicht teilen und fordern Sie auf, die Rundfunkanstalten, für die Sie Verantwortung tragen, entsprechend zu kontaktieren. Aufgabe eines Rundfunks, der von der ganzen Bevölkerung finanziert wird, kann es nicht sein, die Zerstörung der Zukunft dieser Bevölkerung als eine nachrangige Angelegenheit zu betrachten.

Wir wären dankbar, wenn Sie diese Thematik rasch aufgreifen. Zwecks weiterer Konkretisierung freuen wir uns, mit Ihnen ins Gespräch zu kommen.

Mit freundlichen Grüßen,

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    1. 3 Comment
  • Angela Hanson

    Sehr gerne unterstützt SaveClimate.Earth e.V. diese Aktion!
    Erst vor wenigen Monaten haben wir mit unserer Klimaschutzinitiative an einer Klima-Demo vor dem ZDF in Mainz teilgenommen, um mehr Klima Berichterstattung im Abendprogramm in den öffentlich-rechtlichen Sendern einzufordern. Es wurde sogar eine Petition übergeben und wir kamen auch persönlich ins Gespräch mit Volker Angres und Özden Terli. Als Antwort verwies man jedoch lediglich auf die vielfältigen Angebote in der Mediathek. Eine ähnlich enttäuschende Reaktion also wie die der Herren Bellut und Schmidt.
    Insofern unterstützen wir nun sehr gerne diese Aktion in der Hoffnung zumindest bei WDR und SWR eine Änderung im Programm zu bewirken.